„Kabarett ist eine Kunstform, die mir sehr gefällt“
Im Gespräch mit Rylana Niklaus, der Tochter von Peter Niklaus, dem Gründer der Oltner Kabarett-Tage.
Seit über zwei Jahrzehnten bringen die Oltner Kabarett-Tage hochkarätige Kleinkunst nach Olten – mit einem Programm, das genauso mutig wie pointiert ist. Hinter dem traditionsreichen Festival steckt viel Herzblut – und eine Familiengeschichte. Wir haben mit Rylana Niklaus gesprochen.
Frau Niklaus, erinnern Sie sich noch, wie alles begann?
Ja, aber vor allem aus den Erzählungen meines Vaters. Ich war damals erst sechs bis acht Jahre alt. Mein Vater war ein leidenschaftlicher Kabarett-Fan und vor allem Präsident der Kulturförderungskommission. Er wollte etwas für die Stadt tun und fand, dass Olten ein Ort ist, zu dem politische Satire, scharfsinniger Humor und Bühnenkunst sehr gut passt. Aus dieser Idee sind die Oltner Kabarett-Tage entstanden. Anfänglich war alles sehr improvisiert, mit kleinem Budget, aber grossem Enthusiasmus und Begeisterung.
Wie hat Sie das Festival persönlich geprägt?
Ich bin praktisch damit aufgewachsen. Die Künstlerinnen und Künstler, die Diskussionen nach den Auftritten, das Lachen im Publikum – all das hat mich schon früh fasziniert. Kabarett ist für mich nie nur Unterhaltung gewesen, sondern immer auch ein Statement.
Gibt es noch Erinnerungen oder Anekdoten aus früherer Zeit?
Ja, zum Beispiel war in den Anfängen noch vieles Handarbeit. Für den Versand von Werbematerial kam jeweils der ganze Vorstand bei uns daheim zusammen. Der Tisch wurde auf die grösstmögliche Form auseinandergezogen. Stapelweise türmten sich Informationen, Programmangaben, Bestellscheine etc. Hunderte Male umrundeten die Helfer den Tisch und sammelten das Material ein. Am Schluss kam alles in ein Couvert. Jemand klebte Adressetiketten, Absender und Briefmarken auf. Und nach getaner Arbeit gab es etwas zu essen und zu trinken. Es wurde diskutiert und gelacht, während ich ein Stockwerk höher hätte schlafen sollen.
Heute unterstützen Sie die Veranstaltungsreihe aktiv. Was motiviert Sie?
Ich wohne zu weit weg, um aktiv mitzuwirken. So bin ich vor allem als Besucherin am Festival und beim Casting. Ausserdem schaue ich mit meiner Schulklasse entsprechende Jugendprogramme an und mache im Bifangschulhaus fleissig Werbung dafür. Es ist mir wichtig, dieses kulturelle Erbe weiterzutragen. Gerade in Zeiten, in denen vieles polarisiert, ist das Kabarett ein Ort, wo man mit Witz und Verstand zum Denken angeregt wird – und auch mal über sich selbst lachen kann.
Was macht die Oltner Kabarett Tage heute besonders?
Die Mischung! Man bringt etablierte Namen ebenso wie neue Stimmen auf die Bühne. Speziell ist auch das Format «Casting», in dem junge Talente gefördert werden. Auch dieses Jahr hat das Programmteam wieder ein spannendes, vielfältiges Programm zusammengestellt – mit Kabarettistinnen, Kabarettisten und Ensembles, die Haltung zeigen und das Publikum herausfordern.
Wie wichtig sind die Kabarett Tage für Olten?
Ich glaube, es ist inzwischen ein fester Bestandteil des kulturellen Lebens hier geworden. Es ist ein Ort der Begegnung, des Dialogs – und der gepflegten Frechheit. Das passt zu Olten! Aber das Festival ist auch weit über die Region hinaus bekannt. In Kabarett-Kreisen sogar im ganzen deutschsprachigen Raum. Die Kabarett-Tage sind zum Beispiel Partner des grössten europäischen Humorfestivals, der Lachmesse in Leipzig.
Und was wünschen Sie sich für die Zukunft?
Dass die Kabarett Tage weiterleben. Dass junge und junggebliebene Menschen entdecken, wie viel Kraft in einem guten Pointenfeuerwerk steckt. Und natürlich: ein volles Haus bei jeder Vorstellung.