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29. April – 9. Mai 2026

„Kabarett ist eine Kunstform, die mir sehr gefällt“

Im Gespräch mit Rylana Niklaus, der Tochter von Peter Niklaus, dem Gründer der Oltner Kabarett-Tage.

Seit über zwei Jahrzehnten bringen die Oltner Kabarett-Tage hochkarätige Kleinkunst nach Olten – mit einem Programm, das genauso mutig wie pointiert ist. Hinter dem traditionsreichen Festival steckt viel Herzblut – und eine Familiengeschichte. Wir haben mit Rylana Niklaus gesprochen.

Frau Niklaus, erinnern Sie sich noch, wie alles begann?

Ja, aber vor allem aus den Erzählungen meines Vaters. Ich war damals erst sechs bis acht Jahre alt. Mein Vater war ein leidenschaftlicher Kabarett-Fan und vor allem Präsident der Kulturförderungskommission. Er wollte etwas für die Stadt tun und fand, dass Olten ein Ort ist, zu dem politische Satire, scharfsinniger Humor und Bühnenkunst sehr gut passt. Aus dieser Idee sind die Oltner Kabarett-Tage entstanden. Anfänglich war alles sehr improvisiert, mit kleinem Budget, aber grossem Enthusiasmus und Begeisterung.

Wie hat Sie das Festival persönlich geprägt?

Ich bin praktisch damit aufgewachsen. Die Künstlerinnen und Künstler, die Diskussionen nach den Auftritten, das Lachen im Publikum – all das hat mich schon früh fasziniert. Kabarett ist für mich nie nur Unterhaltung gewesen, sondern immer auch ein Statement.

Gibt es noch Erinnerungen oder Anekdoten aus früherer Zeit?

Ja, zum Beispiel war in den Anfängen noch vieles Handarbeit. Für den Versand von Werbematerial kam jeweils der ganze Vorstand bei uns daheim zusammen. Der Tisch wurde auf die grösstmögliche Form auseinandergezogen. Stapelweise türmten sich Informationen, Programmangaben, Bestellscheine etc. Hunderte Male umrundeten die Helfer den Tisch und sammelten das Material ein. Am Schluss kam alles in ein Couvert. Jemand klebte Adressetiketten, Absender und Briefmarken auf. Und nach getaner Arbeit gab es etwas zu essen und zu trinken. Es wurde diskutiert und gelacht, während ich ein Stockwerk höher hätte schlafen sollen.

Heute unterstützen Sie die Veranstaltungsreihe aktiv. Was motiviert Sie?

Ich wohne zu weit weg, um aktiv mitzuwirken. So bin ich vor allem als Besucherin am Festival und beim Casting. Ausserdem schaue ich mit meiner Schulklasse entsprechende Jugendprogramme an und mache im Bifangschulhaus fleissig Werbung dafür. Es ist mir wichtig, dieses kulturelle Erbe weiterzutragen. Gerade in Zeiten, in denen vieles polarisiert, ist das Kabarett ein Ort, wo man mit Witz und Verstand zum Denken angeregt wird – und auch mal über sich selbst lachen kann.

Was macht die Oltner Kabarett Tage heute besonders?

Die Mischung! Man bringt etablierte Namen ebenso wie neue Stimmen auf die Bühne. Speziell ist auch das Format «Casting», in dem junge Talente gefördert werden. Auch dieses Jahr hat das Programmteam wieder ein spannendes, vielfältiges Programm zusammengestellt – mit Kabarettistinnen, Kabarettisten und Ensembles, die Haltung zeigen und das Publikum herausfordern.

Wie wichtig sind die Kabarett Tage für Olten?

Ich glaube, es ist inzwischen ein fester Bestandteil des kulturellen Lebens hier geworden. Es ist ein Ort der Begegnung, des Dialogs – und der gepflegten Frechheit. Das passt zu Olten! Aber das Festival ist auch weit über die Region hinaus bekannt. In Kabarett-Kreisen sogar im ganzen deutschsprachigen Raum. Die Kabarett-Tage sind zum Beispiel Partner des grössten europäischen Humorfestivals, der Lachmesse in Leipzig.

Und was wünschen Sie sich für die Zukunft?

Dass die Kabarett Tage weiterleben. Dass junge und junggebliebene Menschen entdecken, wie viel Kraft in einem guten Pointenfeuerwerk steckt. Und natürlich: ein volles Haus bei jeder Vorstellung.

Franz Hohler erinnert sich an Hanns Dieter Hüsch

Ein Interview von Veronika Deimel, Kommunikationsteam Oltner Kabarett-Tage mit Franz Hohler

Am 6. Mai 2025 wäre Hanns Dieter Hüsch 100 Jahre alt geworden. Zu Ehren des grossen deutschen Kabarettisten gestalten Franz Hohler zusammen mit Kolleg:innen im Rahmen der Oltner Kabarett-Tage am 20. Mai 2025 einen Abend mit Texten, Musik und Erinnerungen. Im Interview spricht Franz Hohler über seine Freundschaft mit Hüsch, über gemeinsame Bühnenmomente – und darüber, was von Hüschs feinsinnigem Humor bleibt.

Franz Hohler, stellen Sie sich vor, Hanns Dieter Hüsch würde heute mit Ihnen gemeinsam in Olten auftreten. Wer würde zuerst auf die Bühne gehen – und warum?

Natürlich Hanns Dieter Hüsch – er ist der Geehrte.


Sie nennen den Abend «Ich möchte‘ ein Clown sein» – ist das ein Wunsch, eine Warnung oder eine Liebeserklärung?

Es ist der Titel eines Chansons von Hanns Dieter Hüsch.

Was hat Sie an Hüschs Art zu schreiben und zu sprechen besonders berührt?

Dass er einen Schritt zurück macht, um die Welt zu betrachten, und dass er doch immer beim Menschen bleibt. Seine Fähigkeit, das Schwere leicht zu sagen.

Gab es eine erste Begegnung – persönlich oder über ein bestimmtes Programm – die für Sie prägend war?

1960 hörte ich ihn als 17-Jähriger am Radio und fuhr dann nach Basel, um dort im «Theater fauteuil» sein Programm zu sehen, das er mit dem Ensemble «Arche Nova» spielte. Es war für mich eine Ermutigung, selbst auch etwas in diesem Genre zu versuchen. Als ich 1965 mein erstes Bühnenprogramm «pizzicato» in Zürich spielte, trat er gleichzeitig im «Theater am Hechtplatz» auf, und ich organisierte eine Nachmittagsvorstellung, zu der ich ihn einlud und die er tatsächlich besuchte. 

Hüsch war ein Meister der leisen Töne – in einer Welt der lauten Stimmen. Was können wir heute von ihm lernen?

Auf die Stimme der Poesie zu hören.

Was erwartet das Publikum bei Ihrem Hüsch-Abend? Ist es eine Hommage, eine Neuinterpretation – oder beides?

In erster Linie eine Hommage, indem wir aus seinem reichen Repertoire verschiedenste Texte vortragen. Imitieren wollen und können wir ihn nicht, aber interpretieren schon.

Warum passt Olten gut zu Hüsch – und Hüsch gut zu den Kabarett-Tagen?

Hüsch hat sich ein Leben lang als Kabarettist bezeichnet, auch als das Wort langsam durch den Begriff «Comedian» unterwandert wurde.

Wird es auch Lieder geben? Texte, die Sie besonders gern vortragen?

Ja, wir singen auch einige seiner Lieder, angefangen mit «Ich möcht› ein Clown sein» über sein «Abendlied» bis zu meinem Lieblingslied «Wiegenlied für Mütter», das ich auf dem Cello begleite.

Hüsch war politisch – aber nie platt. Wie schwer ist es heute, satirisch zu sein, ohne zu moralisieren?

Nicht schwerer und nicht leichter als zu Hüschs Zeiten. Satire moralisiert ja immer, aber sie ist am besten dann, wenn man’s nicht gleich merkt.

Was macht für Sie einen echten Clown aus – und haben wir davon heute zu wenige?

Der Clown macht das Unwichtige zur Hauptsache. Er ist das wandelnde Gegenteil zu den geltenden Werten. Und er stirbt nicht aus. Gardi Hutter ist auf Abschiedstournee, aber Ursus und Nadeschkin kommen gerade mit einem neuen Programm.

Stellen Sie sich vor, Sie könnten Hüsch heute eine Frage stellen. Was würden Sie ihn fragen?

Wie geht es dir?


Infos zum und Tickets für den Hüsch-Abend vom Dienstag, 20. Mai 2025 im Stadttheater gibt es hier.

Franz Hohler zurück in Olten

Am Dienstag, 20. Mai tritt Franz Hohler während des Hüsch-Abends im Stadttheater auf. Zum 100. Geburtstag des grossen Kabarettisten Hanns Dieter Hüsch ehren Kabarett-Kollege Franz Hohler, Hüschs ehemalige Berner Lebenspartnerin Silvia Jost, Schauspieler Andreas Berger und Musiker Erich Strebel den wortgewaltigen Kabarettisten in einer berührenden Hommage. Sie führen Lieder auf, lesen Texte und zitieren aus seiner Autobiografie. Dafür greift Franz Hohler wieder in die Seiten seines Cellos und Erich Strebel spielt an der Orignial-Orgel von Hüsch.

Es hat noch Tickets: Jetzt hier buchen


Zum 100. Geburtstag von Hanns Dieter Hüsch hat das Radio neo1 am 25. April 2025 einen reichhaltigen Bericht zur Entstehung des Programms «Ich möchte’ ein Clown sein» erstellt: Hier zum Reinhören.

Oltnerin gewinnt den Stier

Die Oltner Kabarett-Tage freuen sich, dass Lisa Christ den Salzburger Stier 2025 erhält. Denn die 1991 in Olten, der Hauptstadt des Kabaretts, geborene Autorin, Slam-Poetin und Kabarettistin gewann 2018 das Kabarett-Casting der Oltner Kabarett-Tage.

Lisa Christ betrat 2007 mit Poetry Slam die Bühne der Wortkunst. Elf Jahre später überzeugte sie in Olten das Publikum und die Fachjury des Casting-Teams mit ihrem Talent und wurde Siegerin des Kabarett-Castings 2018. Rainer von Arx, künstlerischer Leiter der Kabarett-Tage, hält diese Auszeichnung für verdient: «Lisa Christ befasst sich mit grosser Klarheit und Direktheit selbstbewusst mit politischen Themen, speziell der Rolle der Frau in der Gesellschaft. Ihre Inhalte verpackt sie charmant in schöne Texte und eine Rahmengeschichte.»

Bisher schon zwei Oltner:innen ausgezeichnet

Heute gaben die Organisator:innen des Salzburger Stier bekannt, dass sie die Kabarettisten Till Reiners aus Deutschland und Alex Kristan aus Österreich im nächsten Jahr auszeichnen. Den Salzburger Stier 2025 für die Schweiz geht an die in Olten geborene und aufgewachsene Lisa Christ. Zur Erinnerung: Schon 2008 erhielt mit Franz Hohler bereits ein anderer Oltner den begehrten Stier.

Sprungbrett Kabarett-Casting

Die Oltner Kabarett-Tage freuen sich, mit Lisa Christ eine würdige Nachfolgerin für den aktuellen Stierpreisträger Dominik Muheim gefunden zu haben. Auch er hat 2015 in Olten den Castingpreis gewonnen. Dasselbe Sprungbrett nutzte Christoph Simon, der 2018 den Stier erhielt, nachdem er 2014 in Olten zum Casting-Sieger gekürt wurde. Dies zeigt uns, dass das Kabarett-Casting der Oltner Kabarett-Tage eine Talentschmiede für Jungtalente ist. Auch im nächsten Jahr wird im Rahmen der 38. Oltner Kabarett-Tage vom 14. bis 24. Mai 2025 der Gewinner oder die Gewinnerin des Castingpreises 2025 gekürt.

Die Kabarett-Tage freuen sich auf weitere spannende Programme von Lisa Christ und wünschen ihr, dass der renommierte Salzburger Stier ihrer Karriere als Kabarettistin und Spoken-Word-Künstlerin einen weiteren Schub verleihen wird.

Talentschmiede

Beim Kabarett-Casting, das die Oltner Kabarett-Tage 2012 ins Leben gerufen haben, werden die talentiertesten Kabarett-Neulinge gesucht. Das Format erfreut sich grosser Beliebtheit: In der letzten Saison waren fast alle drei Vorrunden und das Finale ausverkauft. Mehr zum Kabarett-Casting: www.kabarett-casting.ch/

Salzburger Stier

Der Salzburger Stier ist der renommierteste Kleinkunstpreis im deutschen Sprachraum. Er wird von der Radiovereinigung AUDS, bestehend aus öffentlich-rechtlichen Radiostationen in Deutschland, Österreich, Schweiz und Südtirol ausgerichtet. Vor 42 Jahren wurde er zum ersten Mal in Salzburg vergeben. Seit 27 Jahren findet die Preisverleihung abwechselnd in drei deutschsprachigen Ländern statt. www.salzburgerstier.org/